Jungle Hiking

Zu Fuss im Regenwald

Meine Touren finden abseits jeglicher Infrastruktur in unwegsamer Wildnis statt. Man bewegt sich grundsätzlich entlang von Flüssen und Bächen. Ist das Wasser zu tief um hindurch zu waten, sind oft waghalsige Kletteraktionen in steilen aufgeweichten Uferböschungen oder über glitschige Felsen erforderlich um weiter zu kommen.

Führt die Route über einen steilen Berggrat, sind gezwungenermassen viele Höhenmeter auf- und abzusteigen – da macht sich dann das Training in den heimischen Alpen bezahlt. Mit etwas Glück kann man einem Wildwechsel oder gar einem häufiger benutzten Jagdpfad folgen. Solche «Wege» manifestieren sich jedoch bloss durch früher einmal sporadisch mit dem Buschmesser (Parang) gekappte Bäumchen und Lianen. Diese Schnittspuren dienen aber dem geübten Auge als willkommene Orientierungshilfe.

Unter der Last des Rucksacks und mit der nötigen Vorsicht sich nicht zu verletzen, schafft man in diesem Gelände bestenfalls eine Distanz von 5-10 km in einem Tagesmarsch. Generell ist grosse Vorsicht geboten, da es in diesen Gegenden weder Telefonempfang noch Bergrettung gibt und man im Falle einer Verletzung auf sich alleine gestellt wäre.

Zum Thema gibt es hier zwei Video Trailer

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Übernachten im Regenwald

Übernachtet wird in selbst gebastelten Unterständen (Pondok), welche man in der Regel am späten Nachmittag vor Einbruch der Dunkelheit – die Nacht im Regenwald dauert hier in Äquatornähe ganze 12h – mit gesammeltem Baumaterial aus der nächsten Umgebung, mehr oder weniger robust, errichtet.

Hängematten sind auf Borneo unüblich. Traditionell wird als Liege ein Rost aus unterarmdicken Knüppeln hergerichtet. Scheut man diesen Aufwand, legt man sich auf einer Matte aus Rottan oder Plastik direkt auf den Waldboden. Den nun sehr engen Kontakt zu allem was da nachts über den Boden kriecht und krabbelt, nimmt man stoisch in Kauf. Eine einfache Plastik-Plane oder ein Geflecht aus Palmblättern, wie in vergangenen Tagen gebräuchlich, halten die gröbste Flut eines nächtlichen Gewitters ab.

Pondok

Gefahren und Widrigkeiten im Regenwald

Beim Wandern im tropischen Regenwald ist man Gefahren und diversen Widrigkeiten ausgesetzt. Diese sehe ich als Teil des Abenteuers, obwohl das Wohlbefinden dadurch manchmal ziemlich beeinträchtigt wird.

In Absenz grosser Raubtiere auf Borneo – ok, in küstennähe gibt es noch einige grosse Krokodile – bestehen die grössten Gefahren aus dem Tierreich in Giftschlangenbissen. Es kommen diverse Kobras, Kraits und Grubenottern vor. Weitaus häufiger ereignen sich jedoch fatale Unfälle durch einen Sturz in dem echt schwierigen Gelände oder durch Fallholz, vor allem bei Starkregen und Gewitterböen. Die unzähligen Äste und umgestürzten Bäume über die man andauernd klettern muss, sind eine unmissverständliche Mahnung. Manchmal ertrinken Leute, wenn sie mit dem Boot in den Stromschnellen der Flüsse kentern, nachts vom Hochwasser überrascht werden oder beim Waten im Fluss von der Strömung unter einen Schwemmholzstapel gezogen werden.

Tag und Nacht wird man von Myriaden Ameisen, Mücken, Sandfliegen, Bienen, Wespen, Blutsaugenden Fliegen und den allgegenwärtigen Blutegeln drangsaliert, im allgemeinen nicht oder nicht unmittelbar lebensgefährliche Widrigkeiten. Bienen- und Wespenangriffe im Schwarm können jedoch durchaus traumatische Wirkung zeigen. Durch Insekten übertragene Krankheiten wie Malaria und Dengue sind regional ebenfalls stark präsent. Infizierte Schrammen, steckengebliebene Dornen und wunde Füsse (sogenannter trenchfoot mit begleitender starker Entzündung) sind auf langen Treks häufig nicht vermeidbar.